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Das große Abenteuer -DB

Das große Abenteuer – DB

Ja, es gibt sie noch, die großen Abenteuer im Zeitalter der Technik im 21. Jahrhundert! Zum Beispiel die Bahnreise gerade im Zeitalter von ICE, supermodernen Bahnhöfen, Gepäckträgerservice, Call a Bike und DB Carsharing! Ich sage nur, wer mutig genug ist, eine Ausbildung im Nah- und Überlebenskampf absolviert hat, sportlich top fit ist und die englische Sprache beherrscht – der soll es wagen und ein unvergessenes Abenteuer ist die Belohnung. Und mit meinen Insider-Tipps ist es fast ein Kinderspiel. Doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen!

Für jede Reise benötigt man ein gültiges Reisedokument. Bei der Deutschen Bahn hat man die Qual der Wahl: Man stellt sich in einem der wenigen DB Reisecenter an, um nach mehr als einer halben Stunde ein überteuertes ICE-Ticket zu kaufen. Alternativ kann man auch solange am DB-Automaten auf den Touchscreen tippen, bis einem die Finger abfallen oder der Automat den Geist aufgibt, oder man kauft sein Ticket im Internet. Die Variante des Nachlösens im Zug bzw. das „Schwarz fahren“ sei hier noch der Vollständigkeit halber erwähnt.

Als fortschrittlicher Mensch entscheidest Du Dich für das „Online-Ticket“, schließlich hast Du ja DSL und WLAN. Also den Laptop rausgeholt und nur 15 Minuten und zahllosen Updates später hast Du über Deinen Internetexplorer die Seite der Deutschen Bahn AG geöffnet. Die Strecke eingegeben, das Datum angeklickt, Bahncard oder nicht gewählt und die Suche nach der schnellsten und teuersten Verbindung (immer mit einem ICE) beginnt. Die Hinfahrt mit obligatorischem Umstieg markiert und der Normalpreis sowie ein Dauerspezial-Preis werden angezeigt. Nun noch locker die Rückfahrt auswählen, auf „Buchen“ klicken und der Reise steht nichts mehr im Wege! Ha, von wegen, der Dauerspezial- Preis ist auf einmal nicht mehr verfügbar und die Alternative (mit 7 Stunden Aufenthalt auf einem Provinzbahnhof) unzumutbar! 

Ach was soll´s, den teuren Normalpreis angeklickt und weiter geht es! Nun gilt es die schwierige Frage zu lösen, ob man bereit ist, auch noch 5,-€ pro Richtung für eine Sitzplatzreservierung auszugeben oder eventuell 6 Stunden auf dem Gang oder vor der WC-Tür zu verbringen. Die Vernunft siegt! Die Reservierung markiert und auf „Weiter“ geklickt. Jetzt geht es ans Bezahlen. Lastschrift oder Kreditkarte? Karte suchen, Zahlen eintippen und erstaunt feststellen: „Oh, ich bin schon seit einer halben Stunde damit beschäftigt und immer noch nicht fertig!“ Eine Karte zur Identifizierung eintippen, den Drucker noch anschließen, Patrone wechseln, Papier suchen und den Adobe Acrobat Reader laden. Eine weitere halbe Stunde später ist das „DB-Online-Ticket“ fertig. Die unendlichen Weiten der Schienenwelt liegen Dir nun zu Füßen!

Freudig erregt stehst Du am nächsten Tag 20 Minuten früher auf dem Bahnhof, um festzustellen, dass Dein Zug wegen „Störung im Betriebsablauf“ ca. 15 Minuten später ankommt.

  • Insider-Tipp: Nutze die Zeit, um Dich mit Getränken, Verpflegung und Lesematerial einzudecken! Selbst die 0,5 l Flasche Wasser für 1,50 € ist auf dem Bahnhof immer noch billiger als im Zug.

Nach ca. 15 Minuten, also auf die Minute genau 25 Minuten, kommt schon der Zug!

  • Insider-Tipp: Überprüfe vor dem Einsteigen, ob es tatsächlich Dein verspäteter Zug ist und nicht der ca. 60 Minuten verspätete Zug in eine ganz andere Richtung, welcher entgegen der Ankündigung am falschen Gleis einfährt!

Und? Glück gehabt, war es Dein Zug? Dann nichts wie rein, über Koffer und Kinderwagen im Eingangsbereich steigend, zu den freien Plätzen stürzend, denn von der anderen Seite drängen schon die anderen in Massen in den Waggon.

  • Insider-Tipp: Wenn Du die ganz große Herausforderung suchst, dann steige mit Deinem Großraumkoffer am falschen Ende des Zuges ein und kämpfe Dich dann Waggon zu Waggon zu Deinen reservierten Plätzen vor, wo Du dann auch noch die bereits falsch sitzenden Passagiere hochjagen kannst!

Hat sich das nun entstandene Knäuel nach fast 20 Minuten aufgelöst, ist es an der Zeit, den Koffer mitten im Gang nach den Getränken, Essen und Zeitungen zu durchwühlen oder das WC als weiteres Highlight aufzusuchen.

Photo by Markus Winkler on Unsplash

Das war doch für den Anfang nicht schlecht, oder? Erschöpft? Macht nichts, Du kannst Dich ja jetzt in Ruhe erholen, während der Zug auf freier Strecke nun schon seit einer dreiviertel Stunde steht, weil „das davor liegende Gleis noch belegt“ ist. Wenn es ein Mensch war, dann kann es bis zu 4 Stunden dauern. Nicht ganz so lange dauert der Lokschaden, da die Ersatzlok, in Bereitschaft stehend schneller, also nach 2 Stunden, schon da ist und den liegen gebliebenen Zug in den nächsten Bahnhof schleppt.

Die Getränke schon alle? Ich hatte Dich gewarnt! Aber der Besuch des Bordbistros hat ja auch seinen Reiz, vor allem einen finanziellen.

Der Zug rollt wieder, jetzt hat man vielleicht auch das Glück, dass der Zugbegleiter durch den Zug geht. Aber Vorsicht! Verlässliche Auskünfte zu den verspäteten Anschlusszügen kann er auch nicht geben.

  • Insider-Tipp: Falls der Schaffner tatsächlich kommen sollte, verhalte Dich ruhig. Auf keinem Fall schimpfen oder einen Verspätungsgutschein einfordern. Lieber den nicht entwerteten DB-Fahrschein zur Erstattung einsenden und mit 15,-€ Bearbeitungsgebühr erstatten lassen. Dabei kommt unterm Strich mehr raus als die 20 % vom Fahrpreis als Verspätungsgutschein. Falls es Dir nicht auf das Geld ankommt und Du den „Teamchef vom IC“ auf seine Servicebereitschaft und Freundlichkeit testen willst, dann sprich ihn ruhig an.

Beachte: Es besteht berechtigte Gefahr für Leib und Seele!

Der Umsteigepunkt ist nun erreicht. Dein Abenteuer geht in die nächste Runde. Wieder über Koffer und Kinderwagen steigend kämpfst Du Dich zum Ausgang, welcher sich nicht öffnet. Zu spät siehst Du den Aufkleber „ Tür außer Betrieb“. Keine Panik! Meistens ist die Tür vom Nachbarwaggon funktionstüchtig. Wie gesagt, meistens!

Photo by Markus Winkler on Unsplash

Endlich auf dem Bahnsteig bleibe am besten unmittelbar vor dem Ausstieg mit Deinem Schrankkoffer abrupt stehen. Das freut die noch aussteigenden Mitreisenden und man kann die üppige Oberweite der aufgetakelten Blondine im Rücken spüren.

  • Insider-Tipp: (für Männer) Schon vor dem Ausstieg unbedingt klären, ob tatsächlich die hübsche Blondine hinter Dir steht und nicht der bullige 2-Meter-Typ mit der halb vollen Schnapsflasche!

Der Anschlusszug geht in der Regel nie vom Bahnsteig gegenüber und die Rolltreppen sind entgegengesetzt der gewünschten Richtung eingestellt oder defekt. Was ist mit dem Gepäckträger-Service? Fehlanzeige! Also zu Fuß der Blondine oder dem stinkenden 2-Meter-Typen hinterher die Treppe rauf.

Beim Einstieg in den Anschlusszug hast Du ja nun schon Routine! An die Getränke gedacht?

  • Insider-Tipp: Nutze die Automaten, wenn sie funktionieren, auf dem Bahnsteig. Dafür brauchst Du 1,50 € passend in Hartgeld, welches Du Dir schon zu Hause in die Manteltasche stecken solltest. Falls nicht benötigt, kannst Du es ja auch einem der zahlreichen Bettler in die Hand drücken.

Deinen Platz erreicht? Super, jetzt kommt die nächste Herausforderung für Dich! In Deinem Waggon sitzt eine Klasse pubertierender Jugendlicher, ein weiblicher Kegelverein oder eine Junggesellen-Abschiedshorte mit diversen Getränkekästen und dem Alkoholspiegel angemessenem Lärmpegel. Ein Blickkontakt oder eine Bemerkung genügt, und Du bist Gesprächsmittelpunkt oder das Ziel anzüglicher Bemerkungen und „Liebesbeweise“. Toll, stimmt’s? Ich hatte nicht zu viel versprochen, oder? Nun kommt Phase 2! DJ Ötzi, Wolfgang Petry und Christine Stürmer sind nun „Live“ im Zug. Fast, zumindest die Lautstärke ist identisch!

  • Insider-Tipp: Bewährt haben sich hier Ohrstöpsel aus dem Schwermetallbau, autogenes Training, progressive Muskelentspannung und einfach den Waggon wechseln! Zusätzlich empfehle ich die „Senk ju vor träwelling“  von Mark Spörrle als Entspannungslektüre.

Beachte: Bei der Suche eines neuen Sitzplatzes setze Dich neben dicke, schwitzende und stinkende Leute! Das erhöht den Stressfaktor und sorgt auch noch später für eine intensive Erinnerung an Dein Abenteuer.

Und wem das alles noch nicht ausreichend und hart genug ist, dem empfehle ich: Kündigt Eure Wohnung und kauft eine Bahncard 100, inklusive Zutritt zu den DB-Loungen, dort finden Reisende alles, was den Aufenthalt so angenehm wie möglich macht: elegante Sitzlandschaften, stilvolles Ambiente, aufmerksamen Service und manchmal sogar eine Dusche.

Ich wünsche viel Spaß und schöne neue Abenteuer. (Foto: Privat)

November 2011

© 2020 Ingo M. Ebert Titelbild: Foto (privat)
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