für meinen Opa Lothar (Trauerrede)
Hallo Opa, hast du kurz etwas Zeit?
Mir liegen paar Dinge auf dem Herzen, aber ich denke, ich wäre jetzt so weit.
Unser letztes richtiges Gespräch ist schon einige Zeit her,
deshalb fiel mir passende Worte zu finden wahrlich schwer.
Meine Worte zu dir sollen nämlich was ganz Besonderes sein
und hoffe, du wirst alles gut verstehen, auch wenn ich eventuell anfang zu weinˋ.
Das kleine Mädchen, das immer für deine Späße zu haben war, die in den letzten Jahren jede Chance nutzte, sie war wirklich so oft es ging da, du wusstest es vielleicht nur nicht.
Genau die steht nun hier und denkt an dich.
Und sie wusste, dass deine Erinnerungen an sie immer mehr verblassen,
aber ihren Opi Lothi hat sie nie aus ihren Gedanken gehen lassen.
Das kleine Mädchen, das sich aus allem ein Späßchen machte
und auf deine Kosten Oma Ute zur Weißglut brachte.
Weißt du es noch oder soll ich dir es noch einmal erzählen?
Denn du solltest fürs Abendessen in den Keller und zwei Einmachgläser Bohnen wählen.
Unten angekommen, war es eigentlich schon klar,
die Sicherheit, was genau du holen solltest, war nicht mehr da.
Und weil es mit dir so lustig war, konnte man sich einen Spaß erlauben,
als du fragtest, was wir hier unten wollen, ließ ich dich einfach was anderes glauben.
Ich musste mich vor Lachen zusammenreißen, die Oma fand es eigentlich recht schade,
sie schickte dich dann zurück mit dem Glas Marmelade.
Das kleine Mädchen, dass hinten im Auto mit ihrem Bruder zankt und deine Nerven strapaziert,
es hat zwar immer etwas gebraucht, aber irgendwann bist selbst du eskaliert.
Du warst derjenige, der immer auf Trab war und ihr die Welt zeigte,
na ja zumindest so weit, bis sich dann die Tankfüllung zu Ende neigte.
Unendlich viele Museen, manchmal total interessant, zuweilen waren wir nur am Klagen,
im Nachhinein muss ich einfach mal Danke sagen.
Du warst es, der dem kleinen Mädchen die Welt erklärte,
du warst ihr Entertainer, Chauffeur und Naturexperte.
Der Opi Lothi lies sich natürlich nicht lumpen,
spontan neue Tierarten in die Welt zu setzen, hat noch keiner für schlecht empfunden.
Denn mein Opa ließ öfter beim Spazieren gehen, einen fahren…
bis vor paar Jahren habe ich immer noch geglaubt, dass es Trompetenkäfer waren.
Als Chauffeur warst du auch recht spitze, manchmal klemmte es ein wenig, aber du konntest nichts dafür,
lieber Opa,… das waren meine Finger in der Autotür.
Als Oma dann ging, habe ich die Zeit mit dir noch mehr genossen,
wenn Mama dich besuchen wollte, bin ich als erste mit ins Auto geschossen.
Weißt du noch? Das kleine Mädchen, das immer versucht hat, deine Gespräche zu verstehen?
Bis zum Schluss ist sie mitgekommen, um dich zu sehen.
Das kleine Mädchen, das im Garten alle deine Erdbeeren aß
und ab und an die markierten Wege im Gemüsebeet vergaß.
Ich besuche dich, du siehst mich an und ich weiß, du erkennst mich nicht,
„Hallo Opa, das kleine Mädchen bin ich“.
Ich bin jetzt fast erwachsen Opa und ich weiß, du hättest es gerne miterlebt,
aber ich bin mir sicher, dass es dir dort oben besser geht.
Ich weiß, du hast jetzt all deine Erinnerungen wieder und es geht dir Prima,
du hast sie eigentlich nie vergessen, deine Melina.
Du wusstest zwar am Ende nicht mehr, wer ich bin, aber ein Lächeln war immer für mich drin.
Danke, Opa für die schönen Momente in meinem Leben,
nur wenige schaffen es mit dem nötigsten so viel zu geben.
Mama und ich hielten dir zuletzt die Hände,
Auf Wiedersehen Opa, deine Reise hat nun ein Ende.
Grüß mir die Oma und leg ein gutes Wort für mich ein bei Gott und den guten Geistern,
ich würde nämlich gerne mein Abitur mit einem Einsers Schnitt meistern.
(Ich hoffe, du kannst da was machen!)
Jetzt hast du alles im Blick und darfst auf deine Lieben warten,
mach’s dir gemütlich oben im Himmelsgarten.
Dir zu ehren geht der letzte Ruf raus in Sachsenbrunn unserer City:
„Komm her, Kitty Kitty Kitty!“
Titelbild: Foto Privat
© 2021 Melina-Marie Jahnel März 2021
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