Endlich Grillen
Man kann es kaum glauben, der Sommer ist wieder da. Was gibt es schöneres als Grillen, Bier und Sonnenuntergang mit einem tellergroßen Steak, auf der einen Seite halb verbrannt und auf der anderen halb blutig in der Hand?
Natur-gemäß ist diese Aufgabe was für richtige Männer! Denn wer hat das Feuer erfunden?
Richtig, natürlich die Männer!
Also den neu gekauften Profigrill zusammengebaut, die übrig gebliebenen Schrauben und Stangen entsorgt, (wieso das Ding jetzt wackelt, keine Ahnung?). Den 15 kg Holzkohlesack aufgerissen, dabei die Hälfte über den Boden verstreut und mit Spiritus erst die Haare und dann die Kohle angezündet.
Wow, wie die Flammen brennen und rußen tun!
Dann gibt es ein leichtes Knacken und zisch … habe ich mir mein linkes Ohrläppchen von hinten durch den Funkenflug verbrannt. Autsch! … Das tut echt weh … mit dem kühlen Bier gelöscht und gekühlt, immer noch wundernd, wie so was gehen kann, haue ich die klodeckelgroßen Steaks auf den Grill! Das Fett lässt die Flamme erneut einen halben Meter über den Rost aufsteigen.
Mit der riesigen Zange und dem krassen Messer versuche ich die Teile zu wenden. Welcher Idiot hat sich das ausgedacht, Ritzen zwischen den Stangen, da rutscht doch das Fleisch rein! … Schwitz!
Endlich gewendet, das obere Teil ist nun nicht nur von der Holzkohle schwarz!
Macht nix, ich mag es sowieso etwas herzhafter!
Mein linkes Ohrläppchen schmerzt nun wieder, der Schweiß läuft, die Augen tränen von dem Schei.. Qualm!
Ich liebe grillen!
Nun fängt das Kind an zu nerven, es hat Hunger! Ja, verflucht noch mal, ich auch!
Wo sind denn jetzt bloß die echten Thüringer Rostbratwürste hin? Uuupps… unter den Tisch gerollt. Schnell auch auf den Grill, ist sowieso gleich alles gleichmäßig schwarz, egal von was.
Nun kommen der Rest der Familie und die gerade eingetroffenen Bekannten dazu!
Haben gerochen, dass es was zu essen gibt! Klar, nun kommen auch noch die gut gemeinten Vorschläge, haben ja ebenfalls alle Ahnung vom Grillen und sparen nicht mit Tipps und Tricks. Als ob ich nicht selbst schon mal ne Flamme mit einer Pulle Bier gelöscht hätte… der weiße Schaumstrahl schießt zischend über das Ziel hinaus und vertreibt die ersten „Langfinger“, welche nicht abwarten können oder wollen! Ha,… ich verteidige das Grillgut bis zum letzten abgebrannten Kohlestück! Was heißt hier, das Fleisch wird zu trocken? … Wozu gibt es denn Ketchup?
10 Minuten später, denn ich habe die Macht, rufe ich:
„Das Fleisch ist jetzt fertig!“
Ausgehungert schlingen alle das verbrannte Grillfleisch runter, ohne sich auch nur mit einem einzigen Wort zu beschweren!
Seufz…eine Ruhe! Wie schön entspannend kann grillen sein!
geschrieben: Sommer 2010
Titelbild: Holzkohlegrill – Foto (privat)
© 2021 Ingo M. Ebert
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